DER WELTMARKT FÜR ERDGAS

DIE GESCHICHTE DES ERDGASES

 

Seit Ende des 18.Jahrhunderts wird Gas als Energiequelle benutzt. Zunächst wurde aus Holz und Kohle Stadtgas hergestellt, das zur Beleuchtung oder zum Kochen verwendet wurde. In größerem Umfang wurde fossiles Erdgas zuerst in den Haushalten Nordamerikas verwendet, später aber oft durch Elektrizität ersetzt. Erst mit dem Preis schock der siebziger Jahre gewann es wieder an Bedeutung. Bis Anfang der 1980er Jahre wurde die Gasversorgung der meisten westdeutschen Städte von Stadtgas, das wegen des hohen Anteils von Kohlenstoffmonoxid giftig ist, auf Erdgas umgestellt.

 

Der Erdgaskonsum ist noch immer weitgehend auf Regionen beschränkt, die mit festen Zuliefer-Pipelines bedient werden. Seit ein paar Jahren gewinnt die Verschiffung in Form von Flüssiggas (Liquified Natural Gas, LNG) an Bedeutung. Es handelt sich dabei um Gas, das bis zur Kondensationstemperatur gekühlt, in speziellen Tankschiffen transportiert und in Empfangsterminals wieder verdampft wird. Während der weltweite Schiffstransport von Erdöl die Regel ist, stellt der Transport von Flüssiggas in Schiffen noch eine Ausnahme dar, sodass die Verteilung von Gas auch in den folgenden Jahren hauptsächlich an die regionalen Pipelinenetze gebunden sein wird.

 

 

ERDGASVORKOMMEN

 

Die größten Erdgasreserven befinden sich im Nahen Osten und in Russland, das durch die staatlich dominierte Gazprom auch über das umfangreichste Pipeline-System verfügt. Die wichtigsten Konsumenten von Erdgas sind die USA, Kanada, Russland und die EU. Die Golfstaaten sind dabei, Exportkapazitäten für Flüssiggas einzurichten.

 

 

ERDGAS AUF DEM WELTMARKT

 

Die NYMEX ist zur Clearingstelle für den Gashandel in ganz Nordamerika geworden. Kontinentaleuropa bezieht das Gas hauptsächlich aus den Staaten der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), den Niederlanden, Norwegen und Libyen, wobei die Lieferpreise aber vertraglich fixiert werden.

 

 

erdgas

ERDGASVERBRAUCH

 

Erdgas ist mit einem Anteil von knapp einem Viertel am Welt-Primärenergieverbrauch hinter Erdöl und Kohle der drittwichtigste Primärenergieträger. Bis Ende 2006 wurden weltweit insgesamt fast 84 Billionen Kubikmeter Erdgas gewonnen, die Hälfte davon innerhalb der letzten 17 Jahre. Damit sind knapp 31% der bisher entdeckten Erdgasreserven gefördert. Rechnet man das bei der Produktion aus Erdölfeldern ohne Nutzwert abgefackelte Erdgas („Gas Flaring“) hinzu, so wurde bisher mehr als ein Drittel der ursprünglichen Reserven den Lagerstätten entnommen.

 

Insbesondere die relativ günstig zu errichtenden Gasturbinenkraftwerke gelten bei der Stromerzeugung als besonders effektiv, zumal sie schnell ihre Leistung steigern und drosseln können, um Bedarfsspitzen in den Stromnetzen auszugleichen. Mit der steigenden Einspeisung vor allem von Wind- und Sonnenenergie in die Stromnetze wird auch der Bedarf an solchen flexiblen Gasturbinenkraftwerken wachsen, um immer dann kurzfristig Strom liefern zu können, wenn gerade keine Wind- oder Sonnenenergie verfügbar ist.

 

 

Der Erdgasverbrauch erreichte 2006 mit knapp 2,9 Billionen Kubikmeter ebenfalls einen historischen Höchstwert. Größte Erdgasverbraucher waren die USA, gefolgt von Russland, Deutschland, Großbritannien, Kanada, Iran und Japan. Im Jahr 2006 wurden ca. 855 Milliarden Kubikmeter Erdgas (gut 29% der Weltförderung) grenzüberschreitend (ohne Transithandel) gehandelt. Der Erdgasverbrauch weist in den letzten Jahren hohe Steigerungsraten auf. Dieser Trend dürfte sich auch in Zukunft fortsetzen.

 

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ERDGASRESERVEN

 

Wie beim Erdöl ist auch das Gesamtpotenzial an Erdgas, unterteilt nach Fördermengen, Reserven und Ressourcen, regional sehr ungleichmäßig verteilt. Die GUS, insbesondere Russland, verfügt über das bedeutendste Erdgas potenzial. Von großer Bedeutung ist auch der Nahe Osten. Obwohl Nordamerika ein großes Gesamtpotenzial aufweist, ist es hinsichtlich seiner verbleibenden Reserven von etwas geringerer Bedeutung, da in den USA bereits etwa die Hälfte des gesamten bekannten Erdgases gefördert ist. Die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe schätzt die Welt-Erdgasreserven Ende 2006 auf ca. 181 Billionen Kubikmeter. Über die Hälfte der Erdgasreserven konzentrieren sich auf die drei Länder Russland, Iran und Katar. Das Potenzial Europas ist mit knapp 5% am Welterdgas-Gesamtpotenzial eher unbedeutend. Betrachtet man hin gegen die Erdgasmärkte, so hat der europäische Markt – dank Russland und Nordafrika– Zugang zu ca. 45% des weltweiten Gesamtpotenzials.

 

Rechnet man den Nahen Osten als potenzielles Liefergebiet hinzu, ergibt sich sogar ein Zugang zu ca. 69% des Welt-Gesamtpotenzials für konventionelles Erdgas. Damit verfügt der europäische Erdgasmarkt über eine komfortable

Position im Vergleich zu anderen Märkten, insbesondere dem nordamerikanischen Markt.

 

 

AUSSICHTEN

 

Aus geologischer Sicht ist Erdgas in ausreichender Menge vorhanden, um noch über Jahrzehnte die absehbare Versorgung der Verbraucher zu gewährleisten. Ein moderat steigender Erdgasbedarf wird somit vermutlich für die meisten Erdgasmärkte durch zusätzliche Lieferungen gedeckt werden können. Voraussichtliche Engpässe auf dem nordamerikanischen Erdgasmarkt müssten über LNGLieferungen aus anderen Märkten gedeckt werden. Der Erdgaspreis wird durch die Transportkosten beeinflusst.

 

Sie sind deutlich höher als bei Erdöl und Kohle. Der Transport von Erdgas wird auch zukünftig zum größten Teil per Pipeline erfolgen. Durch die ungleiche Verteilung der Gasressourcen auf der Welt ist deshalb mit einem langfristigen Anstieg des LNG-Transports und mit der Etablierung eines Spotmarktes für Erdgas zu rechnen. Mittelfristig wird der nordamerikanische Erdgaspreis weiterhin auch stark auf inneramerikanische Faktoren und Witterungseinflüsse reagieren. Hier kann es, wie sich in der Vergangenheit gezeigt hat, zu deutlichen Preisschwankungen bei Erdgas durch Überkapazitäten oder Verknappungen kommen. Ursache können kalte Winter (Heizbedarf) oder heiße Sommer (Kühlung u.a. mit Erdgas) sein.

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